Woche 1
Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit in El Zapote verfliegt und ich bereits drei Wochen hier verbracht habe.
Die Gastfreundlichkeit, mit der ich vom ersten Tag an hier empfangen worden bin, war einfach überwältigend. Da sich meine Zeit hier mit dem Aufenthalt vom Anna Sophie um eine Woche überschnitt, hatt e ich wirklich optimale Startvoraussetzungen. So nutzte ich die ersten Tage, die Unidad mit der neuen Ärztin Janeth, der Krankenschwester Sra. Netti, und den Promoteres de Salud Zuleyma und Don Fermín kennenzulernen und mir von Anna das Dorf und ihre begonnenen Projekte zeigen zu lassen. So lernte ich gleich am ersten Tag die Unidad und das angegliederte Centro de la Nutrición kennen.
Die restliche Woche widmeten wir uns gemeinsam vor allem dem Diabetes und den Sportgruppen.
Anna hatte während ihres Aufenthalts begonnen, die Diabetespatienten vor allem für Bedeutung von ausreichender Bewegung für ihren Krankheitsverlauf zu sensibilisieren und einige Sportgruppen zu initiieren. Daher machten wir am Dienstag sowohl mit den Diabetespatientinnen aus El Zapote und als auch aus El Provenir, dem Nachbardorf, gemeinsam leichten Sport und klärten die Frauen über die Bedeutung von Bewegung zur Blutzuckerkontrolle auf. Komplettiert wurde das ganze von einem Vortrag mit den Angehörigen der Diabetespatienten. Obwohl hier wirklich viele Menschen an Diabetes leiden, ist es leider doch in vielen Thema Familien ein Tabuthema, darüber zu reden. Insofern waren wir sehr froh, wie viele Angehörige dann doch letztendlich der Einladung gefolgt waren und sich aufmerksam am Gespräch beteiligten, wie sie als Famile die Patienten am besten unterstützen konnten.
Dank Anna konnte ich in der ersten Woche wirklich viele verschiedene Einblicke in die Arbeit und die verschiedenen Projekte vor Ort gewinnen, um mir dann Gedanken darüber zu machen, an welcher Stelle es am sinnvollsten wäre, an
Annas Arbeit anzuknüpfen.
Da Anna mit den Diabetikern fast alle Themen besprochen hatte, überlegte ich mir, neben den Verleih der Blutzuckergeräte von UFH, mit einer Gruppe für Hyptertoniker fortzufahren, eine längerfristige Lösung für das Sportprogramm zu finden und vielleicht auch das Thema der gesunden Ernährung mehr in die Unidad einzubinden.
Woche 2
In meiner zweiten Woche begann ich, die Idee eines Projektes über gesunde Ernährung gemeinsam mit Zuleyma weiterzuentwickeln. Dafür fuhren wir zusammen gemeinsam zur Schule in El Provernir, um den dortigen Schuldirektor um Unterstützung von Räumen und Sachspenden zu bitten. Der war von unserer Idee, eine Art Kochworkshop mit Müttern mangelernährter Kinder und Schwangeren zu veranstalten, derart begeistert, dass er uns seine vollste Unterstützung zusicherte und mich gleich darum bat, auch noch einen Vortrag für seine Schüler über die Folgen von la Comida Chatarra, dem s.g. Junkfood zu halten.
Neben der Sprechstunde mit Janeth und den Diabetessportgruppen, hielt ich auch in der Schule von El Zapote einen Vortrag über die Verunreinigung von Trinkwasser, Hygienemaßnahmen und möglichen Folgekrankheiten. Die Unidad de Salud war bereits darin involviert, Wasserproben aus der Schule in die nächst gelegene Stadt Cara Sucia zu senden, um zu überwachen, wie es um die Trinkwasseraufbereitung stand. Aber die Verunreinigung des Trinkwassers war nicht nur in der Schule, sondern auch bei vielen Kindern zuhause ein Problem. Dort wird nämlich meistens direkt das Wasser aus dem Brunnen verwendet. Da es aber in El Zapote keine Zisternen und Kläranlangen gibt, vermischt sich leider das Wasser aus den Latrinen mit dem recht oberflächlich gelegenen Grundwassern. Somit gehören Kinder mit Durchfallerkrankungen und Parasiten leider zum Tagesbild der der Unidad de Salud.
Am Freitagmorgen fuhr ich gemeinsam mit Ever, der in der Unidad als Hausmeister und Verwalter der Medikamente arbeitet, nach Cara Sucia, die nächste größere Stadt mit der übergeordneten, etwas größeren Unidad de Salud. Im vergangenen Sommer hatten Franz und Lucy bereits ein Ultraschallgerät als Spende nach El Salvador gebracht, wo sie es letztendlich nach Cara Sucia verfrachtet hatten, wo die Aussichten, dass ein lizenzierter Arzt das Gerät für so viele Patienten wie möglich nutzen konnten, am besten standen. Seit ihrem Aufenthalt war das Gerät aber erst einmal ungenutzt im Lagerraum verschwunden, da ein entsprechendes Netzteil gefehlt hatte. Nachdem Anna entsprechendes Teil nachgeliefert hatte, tat sich jedoch das nächste Problem aus: Bisher hatte sich kein entsprechender Arzt finden lassen, da man in El Salvador eine entsprechende teure Zusatzausbildung für die Nutzung des Sonogeräts benötigt, die die meisten Ärzte dann dazu veranlasst, lieber eine lukrativere Privatpraxis zu veröffentlichen, um die Investition wieder herauszuholen. So wollte ich nach Cara Sucia fahren, um zum einen zu überprüfen, ob das Gerät jetzt zumindest funktionstüchtig war, aber auch um das Gespräch über die zu besetzende Stelle mit dem ansässigen Arzt Dr. Asencio wieder aufzunehmen. So fand ich schließlich bei meinem unangekündigten Besuch ein ausgezeichnetes funktionierendes Gerät auf, aber immer noch niemanden keinen, der es benutzen durfte.
Woche 3
Meine dritte Woche Stand ganz im Rahmen einer Suche nach einer langfristigen Lösung für die verschiedenen Sportgruppen des Dorfes. Nachdem ich immer wieder versucht hatte, umzuhören, wer ein geeigneter Trainer für die Strandfußball-Frauenmannschaft sein könnte, lernte ich am Montag auf Tipp von Ever schließlich Mauricio kennen. Er machte einen wirklich motivierten Eindruck auf mich und meinte auch, dass er gerne der Gemeinde etwas zurück geben wolle. Insofern weckte er damit meine Hoffnungen, vielleicht auch ohne großen Sponsor einen Trainer für die jungen Frauen zu finden. Mit denen traf ich mich schließlich am Dienstagabend zum gemeinsamen Fußballspiel und Besprechen des Trainingsangebots. Leider haben die Mädchen, sobald sie die Schule verlassen, kein wirkliches Angebot mehr, Sport in einer Gruppe oder einer Mannschaft zu treiben, insofern wäre das natürlich eine gute Gelegenheit. So viel Spaß wir auch beim gemeinsamen Spielen hatten, so stellte jedoch das Finden eines geeigneten Ortes und Zeitpunkt zum gemeinsamen Training, zu dem auch noch der Trainer Zeit hatte, als das eigentlich größere Problem dar. So verblieben wir erst einmal dabei, mit allen interessierten zu sprechen, um eine optimale Lösung zu finden.
Am Donnerstag begleitete ich ganz spontan die Ärztin Janeth und einen Angestellten des Gesundheitsministeriums auf ihrer Hygienetour durch das Dorf. Im Gegensatz zu Deuschland trägt in El Salvador der leitende Arzt einer Unidad die volle Verantwortung für die Überwachung der Hygiene in öffentlichen Einrichtungen, Schulen, Restaurants, etc. und musste gemeinsam mit dem Ministerium jeder einzelnen Anzeige nachgehen, über Risiken aufklären und alle entsprechenden Mitarbeiter in Betrieben untersuchen. Für mich war es total interessant, zu sehen, wie vielfältig hier die Ärzte eingesetzt werden. Gleichzeitig ist es schon beachtlich, wie viel Verantwortung hier die jungen Ärzte in ihrem sozialen Jahr tragen müssen: Eine eigene Ambulanz leiten, alle Mitarbeiter inklusive der Präventionsarbeit der Promotoren betreuen, zahlreiche Schwangere begleiten, regelmäßig Vorträge in Schulen halten, mehrere Weiterbildungen pro Woche absolvieren und gleichzeitig noch die gesamte Hygieneaufsicht eines kleinen Ortes führen. Das soziale Jahr in El Salvador ist wirklich kein Zuckerschlecken.
Woche 4
Meine vierte Woche drehte sich viel um gesunde Ernährung. Montag und Dienstag begannen jeweils mit Vorträgen in den beiden Schulen über die sogenannte „Comida Chatarra“ (etwa Junk Food). Viele Schulkinder frühstücken nicht in ihren Familien, sondern kaufen sich auf dem Schulweg und den Kantinen das leckerste für den kleinsten Preis: Kekse, Pan dulce, Chips und Limo. Das schlägt sich dann oft mit Mangelernährung, Karies und zum Teil Übergewicht wieder. Die Schüler arbeiteten total begeistert mit und wussten oft durchaus, was eigentlich gesünder wäre. Als ich danach im Schulkiosk mir so das Angebot ansah, wurde mich auch schnell klar, dass es hier bei weitem nicht mit einfacher Aufklärung getan war. Insofern überlegte ich mich, auch darüber bei der nächsten Gelegenheit mit den Direktoren ins Gespräch zu kommen.
Mit Zuleyma traf ich mich in El Porvernir mit den Schwangeren und den Müttern der unterernährten Kindern, um sie für unseren Ernährungs-Workshop zu begeistern. Das Projekt stieß glücklicherweise auf großes Interesse und so planten wird gemeinsam für den übernächsten Samstag, Zeit, Ort und Speisen, die wir gemeinsam kochen wollten.
Aber auch in El Zapote drehte sich diese Woche viel um die Ernährung: Gemeinsam mit Don Fermin besuchte ich das Centro de Nutrición, um das Wachstum und Gewicht der Kinder zu beurteilen. Außerdem nutzte ich die Gelegenheiten mit Paulina, der Leiterin des Zentrums, weiter zu besprechen, was wir noch unternehmen könnten, damit mehr Eltern ihre Kinder in das Zentrum schickten. Schließlich beschlossen wir, dass es an der Zeit war, gemeinsam eine kleine Wertetour durch das Dorf zu veranstalten, um dabei mit den Eltern über die Bedeutung der richtig Ernährung zu sprechen. Leider lag das Zentrum schon seit längerem unter den vom Ministerium vorgegeben 20 Kindern.
Auch mit der Hypteronikergruppe lief es weniger gut. Obwohl Don Fermin kräftig die Werbetrommel gerührt hatte, erschien nur eine interessierte Frau am Nachmittag in der Unidad. Das war aber leider kein Einzelphänomen. Auch zu anderen Vorträgen von Don Fermin in der vergangenen Woche war einfach niemand erschienen. Daher begannen wir auch hier, gemeinsam Pläne zu schmieden, wie man wieder etwas mehr das Interesse der Bevölkerung für Themen der Gesundheut wecken zu können.
Woche 5
Meine fünfte Woche nahm das Ernährungsprojekt dann konkrete Formen an: Gemeinsam mit Zuleyma plante ich alles nötige, Räume, Einkäufe und Erinnerungen an die Veranstaltung. Dafür fuhren wir auch gemeinsam in die Nachbarstadt Cara Sucia, um sowohl alle Lebensmittel, als auch neue Batterien für die Blutzuckermessgeräte einzukaufen.
Zwischendrin wurde ich überraschenderweise einen Tag nach Ahuachapan, in die Provinzhauptstadt eingeladen, um dort das Diabetes-Projekt von Unified for Health vorzustellen. Dort stellte sich dann nämlich heraus, dass man von Seiten des Gesundheitsministeriums tatsächlich auf das Projekt aufmerksam geworden war und darüber nachdachte, noch mehr Diabetesprävention in der ganzen Region durchzuführen. Das schien zunächst erst wie ien großer Erfolg, allerdings musste ich schnell ernüchtert feststellen, dass es dafür noch an recht vielen Dingen mangelte: Blutzuckergeräte, das Zubehör, Blutdruckmanschetten und natürlich an Personen, die das dann auch konkret vor Ort durchführen. Trotzdem beschlossen wir, uns noch einmal in der nächsten Woche zu treffen, um gemeinsam zu besprechen, wie das mögliche Lösungsformen aussehen könnten.
Am Samstag kochten wir dann schließlich gemeinsam mit den Frauen in der Schule von El Porvenir. Und auch, wenn am Ende ein paar weniger Frauen mit Kindern kamen, als ich mir anfangs erhofft hatte, war es schön zu sehen, wie interessiert viele Teilnehmerinnen waren. Der Bedarf, mehr über gesunde Ernährung zu sprechen, war sehr groß: Viele Frauen wussten überhaupt nicht, was es für verschiedene Nährstoffe gab, worauf man in Schwangerschaft und Stillzeit bei der Ernährung achten musste. Stattdessen erzählten sie mir von Tradtitionen, dass beispielsweise stillende Mütter nur Milchprodukte und Tortillas essen dürfen. Deswegen hat es mich besonders gefreut, wie aufgeschlossen die jungen Mütter gegenüber den Vorträgen waren und hoffe natürlich sehr, dass sie auch das ein oder andere mitnehmen konnten.
Woche 6
Viel schneller als gedacht, wurde es langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Meine letzte Woche in El Zapote nutze ich dafür, ein letztes Mal die Promotoren zu begleiten, gemeinsam mit Paulina und Blanca auf Werbetour für das Centro de Nutrición zu gehen und mich noch mit den Hypertonikern zu treffen. Außerdem fuhr ich noch einen Tag nach Ahuachapan, um zumindest die mögliche Durchführung des Diabetesprojektes in La Barra de Santiago, dem Nachbarort von El Zapote, zu diskutieren und hier erste Schienen zu legen.
Ich bin wirklich sehr glücklich über die Zeit, die ich hier in El Zapote verbringen durfte und weiß gar nicht, wem ich zuerst danken soll: Unified for Health, die das alles überhaupt erst möglich gemacht haben und mich sehr unterstützt haben, oder all den lieben Menschen aus El Zapote, die mich wirklich wunderbar in ihrer Dorfgemeinde aufgenommen haben und mich bei allen Einfällen und Plänen tatkräftig unterstützt haben.