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Hannah Oxe – 01. November – 12. Dezember 2021 - UFH
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Hannah Oxe – 01. November – 12. Dezember 2021

Woche 1 - Ankunft und Anfang

Ankommen in El Salvador - nach einigen Stunden Flug und einem kurzen Aufenthalt in Mexiko war ich nun endlich da. Ich landete in San Salvador, wo ich von Alejandro begrüßt wurde. Er arbeitet als Arzt in San Salvador und kennt sich auch in El Zapote, mein Wohnort für die nächsten Wochen, gut aus. Gemeinsam ging es auf einen mehrtägigen Ausflug, auf dem ich den östlichen Teil des Landes kennenlernen durfte.

Mit diesen Eindrücken ging es dann am 2. November an das andere Ende von El Salvador - nach El Zapote. Da dieser Tag ein Feiertag war, wie in Deutschland Allerseelen, lernte ich einige Personen vom Team des Gesundheitszentrums zum ersten Mal außerhalb der "Unidad" kennen. Zum Geburtstag zweier Mitarbeiter:innen, Seño Netty und Ever, wurde eine kleine Feier veranstaltet.

In den nächsten Tagen stellte ich mich auch den weiteren Mitgliedern der Unidad vor. Neben ihnen war auch ein Team des Gesundheitsministeriums da, das im Zuge einer landesweiten Digitalisierungskampagne die Gesundheitseinrichtungen besucht. In dieser Woche wurde jedoch noch mit den gewohnten Papierformaten gearbeitet. So konnte ich in der Sprechstunde zusammen mit der Ärztin Patient:innen untersuchen und Formulare ausfüllen. Die Patient:innen kommen hier mit unterschiedlichen Beschwerden und Anfragen in die Sprechstunde. Neben den häufigen Themen in der Allgemeinmedizin wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus, grippalen Infekten und Impfungen, finden sich auch viele gynäkologische Fälle (Infektionen, Schwangerschaften, Methoden der Familienplanung) und pädiatrische Aufgaben in der Sprechstunde.

Außerdem ging es zusammen mit Zuleyma, der Promotora de Salud, auf einige Hausbesuche. Die Promotores de Salud arbeiten hier in der Gemeinde besonders im Bereich Prävention und Familiengesundheit. Wir besuchten Schwangere, die ihre letzten Vorsorgetermine nicht wahrgenommen haben und erkundigten uns nach ihrem Zustand. Nach der Untersuchung der Mutter und des Kindes konnten auch offene Fragen beantwortet werden. Ein besonderer Augenmerk liegt auf der hohen Zahl der minderjährigen Schwangeren, die häufig eine enge Überwachung benötigen.

Die Woche endete mit einer erneuten Reise - dieses Mal in die Hauptstadt San Salvador und an die traumhafte Pazifikküste des Departaments La Libertad.

Woche 2 - Die Unidad wird digital

Am Montag fand die Sprechstunde zum ersten Mal mit dem neuen digitalen System statt. Das System SIS (Sistema Integral de Salud) wird bereits in den staatlichen Krankenhäusern und größeren Gesundheitszentren genutzt. Die Digitalisierungskampagne schließt nun auch die kommunalen Gesundheitszentren ein und versorgt die Unidades mit WLAN, Laptops und Tablets. Das Einrichten der Geräte und die allgemeinen Erklärungen fanden in der ersten Novemberwoche statt. Diese Woche stand nun im Zeichen der Anwendung und des Ausprobierens.

Die ersten Daten der Patient:innen werden von den Krankenschwestern aufgenommen und mit einem Tablet in die Patient:innenakte eingetragen. Sobald die Vorbereitung beendet wurde, werden diese der Ärztin angezeigt, die nun die weitere Untersuchung und Therapie durchführen kann. In Verbindung mit der hiesigen Apotheke wird angegeben, welche Medikamente vorrätig sind.

Nach einigen Tagen der Nutzung gewöhnten sich alle immer mehr an das digitale Arbeiten. Hin und wieder traten Fragen auf, die durch Mitarbeiter:innen der Kampagne beantwortet werden konnten. Fehler im System wurden zentral behoben, sodass diese nach Aktualisierung der Seite nicht mehr auftraten.

Einen Teil der Zeit in der Unidad nutzte ich, um ein Projekt zum Thema Sexualaufklärung und Sexueller Gesundheit auszuarbeiten. Nach Besprechungen mit der Ärztin, Seño Netty und dem Team von UFH konnte nun auch dieses Projekt starten.

Am Wochenende besuchte ich zusammen mit Alejandro die Stadt Santa Ana, den nahegelegenen Vulkan und den See Coatepeque und wurde von der reichhaltigen Natur El Salvadors beeindruckt.

Woche 3 - Projektstart "Salud sexual"

So konnte also in dieser Woche das Projekt zur Sexualaufklärung und Sexueller Gesundheit beginnen. In der Sprechstunde sind diese Themen Alltag, da die Unidad für viele Patient:innen die erste Anlaufstelle bei Beschwerden im Urogenitalbereich ist. Viele Frauen kommen außerdem zur jährlichen gynäkologischen Untersuchung, bei Fragen zu möglichen Methoden der Familienplanung und natürlich für die Schwangerschaftsvorsorge in die Unidad. Die Aufklärung erfolgt häufig während der Sprechstunde oder bei zusätzliche Veranstaltungen, die Seño Netty veranstaltet.

Aber wie viele Themen in der Gesundheitsversorgung ist auch hier die Primärprävention besonders wichtig. So entstand die Idee mit den Schüler:innen der Schule Workshops zur Sexuellen Gesundheit durchzuführen. Diese Idee muss jedoch noch etwas warten, da leider die Ferien in den vergangenen Wochen begonnen haben und bis Januar andauern. Der Plan musste also geändert werden - und verlagerte sich von den Schüler:innen auf die Erwachsenen. Um die aktuelle Situation in der Gemeinde zu ermitteln und gleichzeitig aufzuklären, erstellte ich einen Fragebogen und kleine Plakate zu Methoden der Familienplanung, Infektionen wie STDs, Menstruation und anderen Fragestellungen.

Diese Fragebögen füllte ich gemeinsam mit Patient:innen nach der Sprechstunde in einem Einzelgespräch aus. Die Fragen beziehen sich auf Menstruation und Schwangerschaft, auf die Kommunikation von Themen der sexuellen Gesundheit, auf das Sexualleben der Befragten und auf Erkrankungen. Abhängig von den Antworten und möglichen Fragen der Patient:innen folgte anschließend ein kurzes Gespräch zu der jeweiligen Thematik.

Die Ergebnisse sollen anschließend bei der Planung und Durchführung der Workshops in der Schule helfen und auch die Eltern im Voraus für das Thema sensibilisieren.

Woche 4 - Impfungen und Covid-19

Wie auch in Deutschland spielt auch hier Covid-19 eine große Rolle. Neben dem Tragen von Masken und der Aufforderung zum Händewaschen und -desinfektion, werden große Impfkampagnen durchgeführt. Die Impfungen werden in eigenen Zentren, aber auch vor Ort in den Unidades durchgeführt.

In El Salvador sind bislang fast 62 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft (WHO, Stand: 26.11.2021) und die Fallzahlen sind niedrig. Die Impfkampagnen richten sich natürlich weiterhin an Personen, die noch nicht geimpft sind, aber auch an Personen, die auf ihre dritte Impfung warten, und Kinder ab sechs Jahren. Zusätzlich erhält die Bevölkerung aus anderen Ländern, wie zum Beispiel Guatemala, die Möglichkeit sich in El Salvador impfen zu lassen. Für die Impfung werden die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Novavax verwendet. Auch das Gesundheitszentrum in El Zapote rief diese Woche zur Corona-Impfung auf. Die Bedenken vor der Impfung und die Nebenwirkungen danach waren daher bei vielen Personen in der Gemeinde Gesprächsstoff.

Aber auch andere Impfungen kamen nicht zu kurz. So war der Wartebereich in dieser Woche häufig mit Müttern und ihren Kindern gefüllt, die zur Kontrolluntersuchung und zur Impfung kamen. Der Impfkalender in El Salvador unterscheidet sich in einigen wenigen Punkten von dem Impfkalender der STIKO. So erhalten beispielsweise die Kinder in El Salvador die Polio-Impfung einzeln, und die älteren Kinder eine Schluckimpfung. Regelmäßig werden die Impfungen der Kinder überprüft und notiert. So werden auch "faltistas", Patient:innen bzw. Kinder, die Kontrolluntersuchungen oder Impftermine verpasst haben, schnell identifiziert. In diesen Fällen machen die Promotores de Salud Hausbesuche, um dort die Kinder zu impfen. Bei einigen dieser Hausbesuche durfte ich Zuleyma begleiten und habe auf dem Motorrad und mit Impfstoff im Gepäck weitere Orte in der Umgebung kennengelernt.

Für einen gelungenen Abschluss der Woche sorgte außerdem noch eine Freilassungsaktion von frischgeschlüpften Schildkröten. Damit die Eier in den Nestern nicht geklaut und verkauft werden, wurden diese vor ungefähr zwei Monaten eingesammelt und die geschlüpften Schildkröten nun wieder freigelassen. Wir setzten sie in der Nacht am Strand aus und halfen ihnen auf dem Weg ins Meer.

Woche 5 - Urlaub in El Salvador

Über die Arbeit in der Unidad kann in dieser Woche nicht viel berichtet werden. Aufgrund einer regionalen Feiertagswoche war die Unidad nämlich geschlossen und nur am Montag geöffnet.

Die freie Zeit wurde aber schnell mit weiteren Reisen gefüllt, die mich an viele besondere Orte führten. Zusammen mit Alejandro erklomm ich teils fahrend, teils gehend den Berg „El Pital“, der an der nördlichen Grenze zu Honduras liegt. Er ist mit seinen 2730 Metern der höchste Berg El Salvadors und ist der einzige Ort in El Salvador, an dem es ganzjährig schneien kann.

Die Jacken konnten wir anschließend aber wieder einpacken, weil Chalatenango, unser nächstes Ziel in der nördlichen Mitte des Landes, einer der wärmeren Städte im Land ist. Dort besuchten wir Freunde von Alejandro und verbrachten einige Tage bei Ihnen. Einige Autostunden weiter, wieder an der honduranischen Grenze, lernte ich eine weitere befreundete Familie kennen. Abends am Lagerfeuer kam die ganze Familie zusammen, wir sangen und tanzten und einige gingen nachts noch im Grenzfluss baden. Außerdem brachte mir die Mutter der Familie am nächsten Morgen bei, Pupusas herzustellen. Aus einer Masse aus Maismehl und Wasser werden handtellergroße Fladen hergestellt und diese mit Käse und Bohnen, Fleisch oder anderen Zutaten gefüllt. Dazu gibt es eine Tomatensoße und Kohlsalat. Meine selbstgemachten Pupusas konnte ich anschließend natürlich auch probieren.

Nach diesem leckeren Frühstück fuhren Alejandro und ich zu einem weiteren Berg: Cerro Eramon. Der Aufstieg war kurz, aber hier und da herausfordernd, sodass ich froh war, als wir heil oben ankamen. Dort hatten wir genug Zeit die atemberaubende Aussicht zu genießen und die Umgebung zu erkunden. Auf dem noch leeren Campinggelände bauten wir dann auch das Zelt auf und bereiteten Essen und alles für die Nacht vor.

Mit einer heißen Tasse Kaffee mit Blick in das Tal konnte dann auch der nächste Tag beginnen. Am Nachmittag waren wir auf einer Geburtstagsfeier wieder zurück in Chalatenango eingeladen. Nach viel Essen, einem leckeren Kuchen und einer Piñata ging es abends wieder zurück zur Normalität nach San Salvador, wo Alejandro wohnt.

Woche 6 - Die letzte Woche

So schnell gingen fünf Wochen vorbei, und jetzt sollte es schon die letzte sein. Neben den Sprechstunden führte ich weiter die Befragung zur sexuellen Gesundheit durch. Insgesamt habe ich 22 Personen befragt und mit ihnen Aufklärungsgespräche geführt oder Fragen beantwortet. Da es eine relativ kleine Zahl ist und nur drei männliche Personen an der Umfrage teilnahmen, soll die Befragung noch weitergeführt werden. Die vorläufigen Ergebnisse stellte ich der Ärztin und Seño Netty am letzten Tag vor. Es zeigte sich unter anderem, dass die meisten befragten Personen bzw. deren Partnerinnen mit der Drei- bzw. Ein-Monats-Spritze verhüten. Einige wussten jedoch nur wenig über sexuell übertragbare Krankheiten. Als wichtige Informationsquellen wurden dabei die Schule und die Unidad genannt. Mit Workshops in der Schule könnte die Aufklärungsarbeit weiter unterstützt werden und auch Familien erreicht werden, die die Unidad seltener besuchen. In den letzten Tagen wurde auch der Einbau von weiteren Steckdosen in Auftrag gegeben. Durch die digitale Arbeit müssen nun auch mehr Geräte aufgeladen werden, sodass der Mangel deutlicher wurde. Die Materialien und die Einbaukosten wurden durch Spenden über Unified for Health finanziert.

Mit einem kleinen Abschiedsessen endete dann meine Arbeit vor Ort. Letzte Fotos wurden gemacht und Geschenke ausgetauscht. Ein letztes Mal mit dem Fahrrad durch das Dorf fahren, in der Bucht baden und dann ging es mit einem Zwischenstopp in Mexiko wieder zurück nach Deutschland.

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Arbeit in der Unidad kennenlernen und daran teilnehmen durfte. Es ist immer etwas Besonderes ein anderes Land zu besuchen und dabei mehr über das Land und in diesem Fall auch viel über die Gesundheitsarbeit zu erfahren. Und ohne das Team in El Zapote und ganz vielen anderen Personen wäre dies auch nicht möglich gewesen. Ich wünsche allen das Beste!