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Arbeit in der FOM und mit SOFE in Riobamba - UFH
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Arbeit in der FOM und mit SOFE in Riobamba 

Amelie, 01-02/2022

Während meines siebenwöchigen Aufenthalts in Ecuador verbrachte ich knapp zwei Wochen bei der Fundacion Omar Mosquera (FOM) und zehn Tage bei SOFE.

Zuallererst möchte ich mich bei allen bedanken, die mir diesen Aufenthalt und diese spannende Erfahrung ermöglicht haben. Ich bin sehr dankbar für die vielen Erlebnisse und von Ecuador mehr als begeistert.

Als frisch approbierte Ärztin war ich hauptsächlich in drei verschiedenen Projekten tätig: bei Omar in der FOM habe ich bei der Patient*innenversorgung der Landbevölkerung um Riobamba rum mitgeholfen (brigadas) und bei SOFE war ich gleichzeitig in einem Projekt zur sexuellen Aufklärung von Kindern in einem Kinderheim und in dem Projekt ‚Para ti mujer‘ zur Prävention von und Aufklärung über gynäkologische Erkrankungen in einem Gefängnis in Riobamba tätig. Während meiner Zeit war ich in beiden Organisationen die einzige nicht-ecuadorianische Freiwillige.

Fundación Omar Mosquera

Nachdem ich ein paar Tage in Quito verbracht hatte, fuhr ich mit dem Bus nach Riobamba, wo mich Omar mit ein paar Freunden am Busbahnhof abholte. Der Start war für uns beide etwas holprig, da es für ihn sehr überraschend kam, dass ich nur zwei Wochen bleiben sollte und keine Medikamente dabeihatte. Bis heute ist mir nicht ganz klar, warum diese Dinge so überraschend für ihn kamen, weil sich im Nachhinein rausstellte, dass UFH ihm zuvor alles klar kommuniziert hatte. 

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich in die Klinik der Fundación gebracht, wo ich mit ein paar anderen beauftragt wurde, Medikamente für die kommenden Wochen zu sortieren. Das lief alles etwas planlos und ohne Omars Leitung ab. Nachmittags ging es dann in der ersten comunidad los. Ich wurde ohne weitere Einführung oder Erklärung vor meine erste Patientin gesetzt und dann war ich nach einer Stunde komplett allein mit den restlichen 50 Patient*innen, weil der andere Arzt leider ohne Erklärung gegangen war. Der erste Tag war auf jeden Fall ein Sprung ins kalte Wasser und ich hätte mir mehr Unterstützung oder zumindest irgendeine Form von Einarbeitung gewünscht. Omar habe ich aber erklären können, dass ich alleine keine gute Patient*innenversorgung gewährleisten kann, sodass die kommende Zeit zumindest immer eine weitere Person dabei war. 

In den nächsten Tagen wurde dann leider deutlich, dass sich die Mehrzahl der Patient*innen in den comundidades mit respiratorischen / Covid Symptomen vorstellte. Viele waren zwar mindestens zweifach geimpft, aber auch mit dem weniger wirksamen Impfstoff Sinovac. Wir hatten keine verlässlichen Schnelltests und konnten so nie mit Sicherheit eine Covid-Infektion diagnostizieren.

Da zu der Zeit aber die Covidzahlen im ganzen Land rasant stiegen, ist meine Vermutung, dass wir genau zum Omikronhöhepunkt unterwegs waren und dem Virus im Endeffekt schutzlos ausgeliefert waren. Ich war häufig die einzige mit FFP2 Maske; Desinfektionsmittel hatten wir zu wenig und eine von mir mehrfach initiierte Triage funktionierte aus verschiedenen Gründen nicht. Viele der anderen Freiwilligen fühlten sich auch sehr unwohl mit der Situation. 

Zusammenfassend hatte ich das Gefühl, nicht wirklich sinnvoll helfen zu können und vor allem zum mobilen Superspreadingevent zu werden und damit mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Daher brach ich das Projekt 2 Tage früher als geplant ab. 

Insgesamt empfand ich Omars Projektleitung als schöne Idee, aber in der Umsetzung als schlecht organisiert. Häufig war ich die führende Person, die den Aufbau der brigadas koordinierte. Sinnvolle Medikamente wie zum Beispiel Ibuprofen oder Albendazol (zur Entwurmung) gab es nicht oder nur sehr wenig. Außerdem arbeitete Omar mit einer politischen Gruppe zusammen, um die brigadas zu organisieren. An einigen Tagen hielt ein Arzt Reden zum Thema Corona und ließ sich dabei filmen. Wie ich später von einer Ärztin erfuhr, die auch bei der FOM mitarbeitet, nutzt diese Gruppe die brigadas zum Wahlkampf. Omars Rolle in dem Projekt habe ich bis zum Schluss nicht ganz verstanden. 

Auch wenn mein Gesamteindruck von der FOM nicht gut ist, hatte ich doch das Glück, sehr nette, großzügige Menschen währenddessen kennenzulernen, die meine Zeit dort auf jeden Fall bereichert haben.

SOFE
Nach ein paar Tagen Pause fing ich bei SOFE an. Während meiner Zeit dort lebte ich bei Shirley, einer Freiwilligen bei SOFE, ihrem Mann Eddie und ihren zwei Hunden. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, wurde wahnsinnig herzlich aufgenommen und hatte mit Shirley während der Projekte immer eine tolle Teampartnerin an meiner Seite. 

Zum einem habe ich im Kinderheim zusammen mit Angel ein Projekt über sexuelle Aufklärung für Kinder ab 12 Jahren organisiert. Auch wenn uns das Projekt immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt hat, hat es mir große Freude bereitet, mit den Kindern zusammen zu arbeiten. So haben wir unter anderem Schwangerschaft in der Adoleszenz und Verhütungsmethoden besprochen. Gerade diese beiden Themen erschienen uns sehr wichtig, da es im Kinderheim bereits Fälle von schwangeren Minderjährigen gegeben hatte. An meinem letzten Tag habe ich festgestellt, dass bereits einige der Mädchen (das jüngste war erst 13 Jahre alt) schon ein Hormonimplantat hatten. Mir ist nicht ganz klar, wer über diese Implantate entscheidet und glaube, dass es sinnvoll wäre, zukünftig noch enger mit dem Kinderheim zusammen zu arbeiten, da doch ein erheblicher Bedarf an Aufklärung besteht und ich nicht den Eindruck hatte, dass die Kinder gut aufgeklärt werden. Um ein Beispiel zu nennen:  das 13 jährige Mädchen hatte sich das Hormonimplantat nach dem Eingriff eigenständig entfernt. Ich glaube nicht, dass es selber entschieden hatte, sich ein Implantat einsetzen zu lassen oder verstanden hatte, wofür es eingesetzt wurde.

Zum Anderen habe ich in dem Projekt ‚Para ti mujer‘ im Gefängnis gearbeitet. Hier waren wir ein größeres Team, unter anderem aus einer Hebamme und Psychologinnen bestehend. Zusammen haben wir Papabstriche bei den Insassinnen abgenommen und viele verschiedene Vorträge gehalten, von Themen wie Verhütung bis hin zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Das Projekt war für uns alle sehr bereichernd. Die Frauen waren größtenteils sehr interessiert, haben sich viel beteiligt, viele Fragen gestellt und haben, denke ich, auch viel dazugelernt. SOFE hatte mithilfe von UFH auch ein refrigerio für jeden Tag organisiert, worüber sich die Frauen auch sehr gefreut hatten. Eine Herausforderung war es, mit den vielen Mythen, die in Ecuador zum Thema Frauengesundheit herrschen, umzugehen. Zum Beispiel denken viele Frauen, dass es gut sei sich die Vulva und Scheide mit Essig zu waschen, um Infektionskrankheiten vorzubeugen. Leider hat die schon etwas ältere Hebamme manche solcher Mythen unterstützt, was die Teamarbeit teils erschwert hat. Alles in allem haben wir aber sehr gut zusammen gearbeitet und konnte voneinander lernen.

Beide Projekte haben mir sehr viel Spaß gemacht, waren aber auch herausfordernd. Ich hatte aber immer das Gefühl, super Ansprechpartner an meiner Seite zu haben, mit denen ich die Projekte und aufkommenden Fragen gut besprechen konnte.
 
Außerdem habe ich mit SOFE an zwei Sonntagen bei brigadas in comunidades in der Nähe von Riobamba mitgearbeitet, was dem Projekt von Omar ähnlich war. Die Umsetzung war aber deutlich besser. Die Organisation lief über Andón, einem Arzt und seine Frau Sandrita und war insgesamt viel koordinierter. Wir waren ein Riesenteam, in dem alle feste Aufgaben hatten. Ich hatte immer einen Ansprechpartner, die Medikamente waren gut sortiert und auch den Anliegen der Patient*innen entsprechender; außerdem gab es vorgefertigte Rezepte. Zudem kamen viel mehr Patient*innen weil wir die brigadas sonntags organisiert hatten. Somit empfand ich die Arbeit auch effizienter als die brigadas, die FOM anbietet. 
Nach meiner Mitarbeit bei SOFE hatte ich noch zwei Wochen Zeit, um Ecuador zu bereisen, was ich sehr genossen habe. Es ist ein wirklich wunderschönes, vielseitiges, spannendes Land, in das ich hoffentlich noch einmal zurückkehren werde.